FFH-Gebiet Moore und Wälder westlich Dießen

Flockige, helllila Blüte.

Teufelsabbiß

Das FFH-Gebiet Moore und Wälder westlich Dießen ist ein großes, sehr diverses und durch Straßen noch wenig gestörtes Gebiet. In ihm kommen naturnahe Moränen-Buchenwälder, sickerfeuchte Hangmischwälder, Erlen-Eschenwälder, naturnahe Bachläufe, Feuchtwiesen und Moore vor.

Das FFH-Gebiet liegt in der höchst reizvollen Moränenlandschaft des Alpenvorlandes zwischen Ammersee und Lech. Teilflächen erstrecken sich von Thaining im Norden bis zum Rand des Hohenpeißenbergs im Süden. Die größte Fläche liegt im Bayerdießener Forst zwischen Rott und Raisting. Das FFH-Gebiet gehört überwiegend zum Landkreis Landsberg a. L, im Übrigen zum Landkreis Weilheim-Schongau.

Das FFH-Gebiet in der Übersicht

  • Gebietsnummer: DE 8032-372
  • Gebietsgröße: 2604 ha, davon 2091 ha Wald (rd. 86 %)
  • Schutzgebietskategorien
    • Naturschutzgebiete: Eibenwald bei Paterzell, Erlenwiesfilz, Oberhauser Weiher.
    • Landschaftsschutzgebiete: Beermoos, Raistinger Lichtenau und Tal der Rott, Ammersee West, Oberhauser Weiher mit westlichem Umland.
    • Naturdenkmäler und Geschützte Landschaftsbestandteile.
  • Lebensraumtypen im Offenland: Eutrophe Seen, Dystrophe Seen und Teiche, Fließgewässer mit Unterwasservegetation, Kalkmagerrasen, Pfeifengraswiesen,
    Feuchte Hochstaudenfluren, Magere Flachland-Mähwiesen, Lebende Hochmoore, Degradierte Hochmoore, Übergangs- und Schwingrasenmoore, Torfmoor-Schlenken, Kalktuff-Quellen, Kalkreiche Niedermoore, (Montane Borstgrasrasen, Kalkreiche Sümpfe mit Cladium mariscus)
  • Lebensraumtypen im Wald: Bergland-Waldmeister-Buchenwälder, Schlucht- und Hangmischwälder, Birken-Moorwälder, Waldkiefern-Moorwälder, Bergkiefern-Moorwälder, Fichten-Moorwälder, Weichholzauwälder mit Erlen, Eschen und Weiden
  • Tierarten: Skabiosen-Scheckenfalter, Dunkler und Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling, Große Moosjungfer, Vierzähnige und Schmale Windelschnecke, Koppe, Gelbbauchunke, Kammmolch, (Sumpfschildkröte, Blauschimmernder Feuerfalter, Biber)
  • Pflanzenarten: (Glanzstendel, Firnisglänzendes Sichelmoos)
  • Stand der Managementplanung: in Umsetzung
    (die in Klammern aufgeführten Arten sind nicht Bestandteil des Standarddatenbogens)
Geschichte

Die Moore sind durch frühere Torfnutzung teilweise stark beeinträchtigt. Naturnahe Nass- und Streuwiesen gibt es seit der Intensivierung der Landwirtschaft - vor allem durch Entwässerung und Düngung - nur noch wenige.
Von der historischen Waldnutzung gibt es Zeugnisse aus dem 16. Jahrhundert, die eine „planlose Raubwirtschaft und Waldvernichtung“ beklagen. Zur Brennholzgewinnung räumte man den Wald flächig ab. Die Wälder mussten als einzig verfügbare Energiequelle enorme Holzmengen insbesondere zur Holzkohlegewinnung liefern. Auch beim Bau- und Werkholz fand eine Übernutzung durch „wilde Plenterungen“ statt. Darüberhinaus waren waldschädliche Nutzungen wie die Waldweide und die Streunutzung üblich.
Im Jahr 1803 fielen dem bayerischen Staat durch die Säkularisation erhebliche Waldflächen aus ehemals klösterlichem Besitz zu. Die staatliche Verwaltung drängte allmählich die Waldweide, die Streunutzung und die Köhlerei Zug um Zug zurück. Vom Kahlschlag ging man auf schonendere Femel- und Saumschläge über. Man pflanzte den Wald nach der Holzernte wieder an. Bevorzugt wurden Fichten. Das Ziel war, möglichst viel Nutzholz zu erzeugen. Denn die stark wachsende Wirtschaft benötigte dieses Holz dringend. Die Holzeinnahmen waren ein wichtiger Posten im Staatshaushalt. Heute stellt die naturnahe Waldbewirtschaftung das forstliche Leitbild dar. Der standortgemäße, naturnahe Wald soll seinen wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Aufgaben gleichermaßen gerecht werden.

Lebensräume

Der Anteil der Lebensraumtypen beträgt 42 %. Im Offenland sind es vor allem Eutrophe Seen, Pfeifengraswiesen und Magere Flachland-Mähwiesen. In den Waldlebensräumen dominiert flächig der Waldmeister-Buchenwald. Daneben kommen alle Subtypen der Moorwälder vor. Naturnahe Weichholzauen begleiten die zahlreichen Bachläufe.
Die sonstigen Flächen sind überwiegend Fichten- oder Erlenwald und intensiv genutztes Wirtschaftsgrünland.

Waldlebensräume

Der Bergland-Waldmeister Buchenwald befindet sich meist in einem guten Erhaltungszustand. In Schlucht- und Hangmischwäldern dominieren Ahorne, Esche und Ulme. Feuchte, artenreiche Erlen-Eschen-Wälder begleiten die zahlreichen Bäche. Eine Besonderheit ist das Vorkommen unterschiedlichster Moorwaldgesellschaften: Sowohl Birkenmoorwald auf sauren Anmoorgleyen und Niedermooren als auch Waldkiefern- und Bergkiefernmoorwald im Hochmoor und Fichtenmoorwald auf stark sauren, feuchten bis mäßig nassen Torfen.

Offenlandlebensräume

14 % der Gebietsfläche sind Offenlandlebensräume. Die Pfeifengraswiesenbestände im Erlwiesfilz, Tränkerwald, bei Abtsried und am Hahnenbühl sind zum Teil in einem hervorragenden Erhaltungszustand. Magere Flachland-Mähwiesen gibt es vor allem südlich der Oberen Filze. Im Erlwiesfilz finden sich zum Teil noch sehr gut erhaltene kalkreiche Niedermoore. Natürliche, offene Hochmoorflächen gibt es nicht, allerdings eine heute entbuschte Fläche im Ochsenfilz, dessen Zentrum vor der Entwässerung offen gewesen sein dürfte.

Tierarten

  • Schmetterlinge: Skabiosen-Scheckenfalter, Heller und Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling
  • Libellen: Große Moosjungfer
  • Schnecken: Schmale und die Vierzähnige Windelschnecke
  • Fische: Koppe
  • Amphibien: Gelbbauchunke, Kammmolch

Der Skabiosen-Scheckenfalter ist typisch für streugenutzte Pfeifengraswiesen und Kleinseggenriede. Seine wichtigste Raupenfraßpflanze ist der Teufelsabbiss (Succisa pratensis). Weil der Skabiosen-Scheckenfalter sehr Licht liebend ist, sollten die Streuwiesen nicht zu dicht bewachsen sein.
Der Schmetterling Ameisenbläuling ist auf den Großen Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) als einzige Raupenfraßpflanze und auf bestimmte Knotenameisen angewiesen. Die fertige Larve des Ameisenbläulings lässt sich von Knotenameisen in deren Nest tragen und entwickelt sich dort weiter bis zum Schmetterling. Als solcher muss er das Nest sofort verlassen, weil er nun von den Ameisen als Feind betrachtet wird. Diese hoch spezialisierte Lebensweise erfordert den unbedingten Schutz der vorhandenen Strukuren.
Die bayernweit gefährdete Windelschnecke kommt im naturnahen Offenland vor: In Pfeifengraswiesen, Seggenrieden, Hochstaudenfluren, Feuchtwiesen und Kalkflachmooren. Als Bewohnerin der Streuschicht ist sie auf konstant feuchte Verhältnisse angewiesen. Besonders anspruchsvoll ist die Vierzähnige Windelschnecke. Sie bevorzugt nährstoffarme Kleinseggenriede.
Gelbbauchunke und Kammmolch brauchen fischfreie Kleingewässer. Denn Fische fressen sowohl den Laich als auch die Kaulquappen dieser Amphibien. Die Gelbbauchunke bevorzugt eher Pfützen oder flache Gewässer, die sich rasch erwärmen, der Kammmolch hingegen etwas tiefere Gewässer mit ausreichender Unterwasservegetation.
Weitere naturschutzfachlich bedeutsame Tierarten des FFH-Gebiets sind Greifvögel, Eulen und Spechtarten.

Pflanzenarten

Bei den Pflanzenarten des FFH-Gebiets ist der sehr seltene Glanzstendel, eine Orchidee, hervorzuheben. Er wächst auf nassen, zeitweilig überschwemmten Schlammböden und auf Torf. Das Firnisglänzende Sichelmoos findet man in Nasswiesen, Nieder- und Übergangsmooren.

Maßnahmen

Der Managementplan formuliert Maßnahmen zur Erhaltung der Lebensraumtypen und vorkommenden Arten: Waldlebensräume sollen naturnah weiter entwickelt, Totholz und Biotopbaumanteile erhöht werden.

Eher bräunlich gefärbter Falter auf grünen Gräsern

Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling

Flaches, stehendes Gewässer mit Totholz, Grasbüscheln. Am Rand Sträucher und Bäume.

Waldweiher

Naturnahe, artenreiche Wiese bei Abtsried, im Hintegrund in Wald übergehend.

Artenreiche Wiese

Kleines, stehendes Gewässer mit Totholz und Bäumen am Ufer.

Moorwald

Etwa 30 Zentimeter hohe, gelbe Blütenstände

Simsenlilie

Längliches Insekt mit zwei durchsichtigen Flügelpaaren.

Große Moosjungfer

Oben grau-grünlich gefärbte Unke mit kurzen Vorder- und langen Hinterfüßen.

Gelbbauchunke

Längliches, stehendes, flaches, teils besonntes Gewässer im Wald.

Lebensraum der Gelbbauchunke

Flockige, lila Blüte

Teufelsabbiß

Alle Fotos: Jürgen Belz