FFH-Gebiet
Moorkette von Peiting bis Wessobrunn

Vkönigslibelle Ffjb

Königslibelle

Das sehr abwechslungsreiche und vielgestaltige Gebiet liegt im Endmoränenbereich des Alpenvorlandes und gliedert sich in 16 Teilflächen. Nur ein kleiner Teil (3 %) befindet sich im Landkreis Landsberg a. L., der übrige im Landkreis Weilheim-Schongau. Hier wird im Wesentlichen das Breite Moos im Landkreis Landsberg a. L. beschrieben.

Das FFH – Gebiet in der Übersicht

  • Gebietsnummer DE 8131-301
  • Gebietsgröße: rd. 949 ha, davon 613 ha Wald (rd. 65 %), Breites Moos ca. 57 ha (Landschaftsschutzgebiet)
  • Lebensraumtypen Offenland: Fließgewässer mit flutender Wasservegetation, Artenreiche Borstgrasrasen, Pfeifengraswiesen*, Magere Flachland-Mähwiesen, Lebende Hochmoore, Geschädigte Hochmoore*, Übergangs- und Schwingrasenmoore*, Kalkreiche Niedermoore*, (Nährstoffreiche Stillgewässer, Dystrophe Stillgewässer, Trockene Heiden, Feuchte Hochstaudenfluren, Torfmoor-Schlenken, Kalktuffquellen)
  • Lebensraumtypen Wald: Birken-*, Waldkiefern-, Bergkiefern-* und Fichten-Moorwälder*, Bachbegleitende Erlen- und Erlen-Eschenwälder
  • Tierarten: Skabiosen-Scheckenfalter, Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling
  • Stand der Managementplanung: in Umsetzung
  • Hinweis: Die in Klammern aufgeführten Lebensräume werden nicht im Standarddatenbogen aufgeführt. Mit Sternchen versehen sind relevante Lebensräume im Breiten Moos.

Entstehung, Geschichte und Lebensräume

Große, von Nadelbäumen umstandene Moorfläche

Das Breite Moos

Während der letzten Eiszeit schoben sich riesige Gletscher aus den Alpen Richtung Norden und bedeckten weite Teile des Alpenvorlandes. Nach dem Abschmelzen blieben in den von den Gletschern ausgeschürften Becken abflusslose Senken und Toteislöcher sowie zahlreiche Seen zurück. Das begünstigte das Entstehen zahlreicher Moore. Das Alpenvorland zählt daher zu den moorreichsten Gebieten Süddeutschlands.

In den meisten Mooren wurde Torf abgebaut (Handtorfstich). Die feuchten Wiesen dienten bis in die 1950er Jahre der extensiven Streugutgewinnung. Die spätere Intensivierung der Landwirtschaft insbesondere durch Entwässerung führte zur Denaturierung. Die noch erhaltenen Magerrasen, Nass- und Streuwiesen vermitteln noch einen Eindruck von der traditionellen Bewirtschaftung.

Die Waldlebensräume erfuhren eine extensive und schonende Nutzung. Daher kommen im Breiten Moos noch große Bestände der Spirke (Pinus mugo) - auch Moor- oder Bergkiefer genannt - vor. Weil die Spirke nur kleine, verstreute Verbreitungsgebiete hat, gehört sie zu den schützenswerten Baumarten.

Bedeutung des Gebietes

Das Gesamtgebiet hat einen hohen naturschutzfachlichen Wert mit bedeutsamen Artvorkommen. In der durch Streuwiesen vernetzten Hochmoorkette kommen einzigartige Vegetationstypen vor wie Spirkenmoore und weitgehend unbeeinflusste Moor-Bruchwälder. Im Breiten Moos gibt es wie im gesamten Gebiet neben intakten Hochmoorkernen leider auch geschädigte.

Waldlebensräume

Lichter Nadelwald aus Spirke mit wenigen Birken

Bergkiefern-Moorwald

Im Breiten Moos finden sich überwiegend gut ausgeprägte Bergkiefern-Moorwälder. Die dominierende Baumart Spirke ist besonders gut an die sehr sauren und extrem nährstoffarmen Hochmoortorfe angepasst. Hinzu kommen die Zwergstraucharten Heidel- und Preiselbeere, des Weiteren verschiedene Gräser.
Im Birken-Moorwald ist die Moorbirke Hauptbaumart mit den Nebenbaumarten Waldkiefer (Pinus sylvestris), Fichte und Faulbaum. Er ist häufig so licht, dass auch Arten des Offenlands vorkommen.
Daneben gibt es Waldkiefern- und Fichten-Moorwälder, entlang der Wasserläufe auch Erlen- und Erlen-Eschenwälder.

Offenlandlebensräume

Ausgedehnte Wiese aus Gräsern und weißen Doldenblütlern

Pfeifengraswiese

Die das Breite Moos prägenden, von Natur aus nährstoffarmen Hochmoore sind durch Entwässerung und Abtorfung in der Vergangenheit stark beeinträchtigt worden. Oberflächenrelief und Wasserhaushalt wurden gestört. Es besteht jedoch auf Teilflächen die Chance zur Regeneration und wieder einsetzenden Torfneubild, wenn das natürliche Wasserregime wiederhergestellt und Nährstoffeinträge verringert werden.
In Übergangsbereichen zu den durch hohe Grundwasserstände gekennzeichneten Niedermooren kommen neben den echten Hochmoorarten auch Schwingrasen vor. Sie sind Heimat stark gefährdeter Arten wie der Strickwurzelsegge oder der Heidelbeer-Weide.
An den Moorrändern sind artenreiche Pfeifengraswiesen mit Lungenenzian und Preußischem Laserkraut Lebensraum für zahlreiche Insektenarten.

Tierarten

Libellenart Kleine Moosjumgfer an kahlen Zweigen

Kleine Moosjumgfer

Der Skabiosen-Scheckenfalter (Euphydryas aurinia) gilt in Südbayern als Charakterart der streugenutzten Pfeifengraswiesen und Kleinseggenriede. Die Raupen leben im Schutz ihrer Gespinste vorzugsweise am Teufelsabbiss, teilweise auch am Schwalbenwurzenzian. Ende Mai bis Mitte Juni sind die Falter als eifrige Blütenbesucher auf den Wiesen anzutreffen. Sowohl die Raupen als auch die Falter sind lichtliebend. Daher werden Streuwiesen mit höchstens schütterer Strauchvegetation bevorzugt.

Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling ist zum einen eng an das Vorkommen des Großen Wiesenknopfs (Sanguisorba officinalis) als einzige Raupenfraßpflanze gebunden, zum anderen müssen bestimmte Knotenameisen (z. B. Myrmica rubra) vorhanden sein. Die Larven der Falter werden von den Ameisen in deren letztem Entwicklungsabschnitt mit ins Nest transportiert, entwickeln sich dort geschützt von äußeren Einflüssen weiter und verlassen dieses dann als fertiger Schmetterling. Diese hochdifferenzierte Lebensweise ist an spezifische und in diesem FFH-Gebiet noch vorhandenen schützenwerten Strukturen gebunden.

Pflanzenarten

Im Standarddatenbogen sind keine Pflanzenarten des Anhangs II der FFH-Richtlinie aufgeführt. Allerdings kann in den Bereichen der nassen Moorstandorte das Firnisglänzende Sichelmoos (Hamatocaulis vernicosus) neben anderen naturschutzrelevanten Moosarten erwartet werden.

Maßnahmen

In den Mooren sind Wiedervernässung und die Verringerung der Nährstoffeinträge aus den benachbarten Flächen die wichtigsten Maßnahmen. Denn die Eutrophierung lässt die Tier- und Pflanzenwelt der natürlich oligotrophen Hochmoore verarmen. Zum Schutz der extrem empfindlichen Moore vor Trittschäden gilt ein Betretungsverbot.
Die Moorwälder sind als wichtige Rückzugsräume und geschützte Biotope in ihrer Artzusammensetzung und Struktur zu erhalten. Das Belassen von Biotopbäumen und Totholz ist entscheidend für die Verbesserung der Lebensräume.
Dem Schutz der Streuwiesen dient ein auf die Bedürfnisse der vorkommenden Arten abgestimmtes Mahdregime.

Alle Fotos Jürgen Belz
Von Nadelwald und wenigen Birken umgebenes Offenland

Schwingrasen

Lichter, schneebedeckter Spirkenwald mit wenigen Birken

Winterlicher Moorwald

Ausgedehnte, blütenreiche Streuwiese am Rand eines Nadelwaldes

Streuwiese

Rötlich-gelbliche Fangorgane des Sonnentaus

Sonnentau

Blaue, flockige Blüten des Teufelsabbiss

Teufelsabbiss

Blaue Blütenkelche des Schwalbenwurzenzians

Schwalbenwurzenzian

Dolde mit weißen Blüten

Preußisches Laserkraut

Rote Früchte der Moosbere

Moosbeere

Dunkel gefärbter Falter an blauer, flockiger  Blüte

Weißbindiger Mohrenfalter